Direkt zum Inhalt
Ingo in Angkor Wat

Ultramarathon durch den Dschungel von Kambodscha: „The Acient Khmer Path“

Einen Ultramarathon mit 220km in Kambodscha bei weit über 30°C und durchschnittlich 75% Luftfeuchtigkeit zu laufen ist schon eine große Herausforderung. Besonders spannend und wird es jedoch wenn große Teile davon durch den Dschungel gelaufen werden müssen. Dieser Herausforderung stellte sich Ingo Siebert vom RTB-Remscheid. Der Veranstalter „Global Limits“ ist in diesem Bereich als professioneller Veranstalter weltweit unterwegs und organisierte diesen Lauf bereits in der 10.Auflage. Ingo Siebert und der Veranstalter kennen sich bereits von anderen Ultras und so konnte man davon ausgehen an einem perfekt organisiertem Event teilnehmen zu können. Die Streckenführung ging fast ausnahmenlos durch das für Touristen nicht erschlossene Kambodscha, sodass man erwarten konnte das „echte Kambodscha“ zu erleben. Der Lauf selbst ist ein Orientierungslauf, bei welchem den Streckenmarkierungen zu folgen ist. Erfahrungsgemäß ist die Strecke perfekt markiert, sodass ein Verlaufen fast unmöglich ist, Aufpassen muss man allerdings schon.

Am 29.11.23 und 30.11.23 ging es mit dem Flieger über Bangkok nach Phnom Penh. Der Check-in für die Veranstaltung erfolgte am 01.12.23 mit Ausrüstungs- und Medical Check. Nachdem das geschafft und die Startfreigabe erteilt war, ging es am 02.12.23 ins 1.Camp (ein Kloster). Übernachtet wurde in einer großen Halle unter eigenen Moskitonetzen.

Am Morgen des 03.12.23 erfolgte der Startschuss um 07.00h, mit einer Stunde Verspätung, da das kambodschanische Fernsehen anrückte und eine Reportage drehte. Von nun an waren wir berühmt, jeder wusste, dass diese verrückten Menschen einfach 220km durch Dschungel, über Ebenen mit Grasland, über staubige Straßen bei großer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit zur weltberühmten Tempelanlage von „Angkor Wat“ laufen wollen.

Die 1.Etappe war mit 32km zum Eingewöhnen, die Außentemperaturen betrugen etwa 33°C bei eine Luftfeuchtigkeit von über 75%. Bereits nach der 1.Etappe gab es wegen der harten äußeren Bedingung die ersten Aufgaben, weitere sollten folgen.

Bei der 2.Etappe musste bei großer Hitze eine staubige Straßenpassage von 24km (nur geradeaus) und eine erste längere Dschungelpassage von 13km gelaufen werden. Nach 37km war das Ziel mitten im Dschungel vor einer 1.200 Jahre alten Tempelanlage.

Da die Länder Kambodscha; Thailand; Laos und Vietnam eines der Hauptverbreitungsgebiete von Cobras sind, war für das Durchlaufen der Dschungelpassagen größte Vorsicht geboten. Auch wenn diese gefährlichen Tiere bei Vibrationen durch das Laufen eigentlich das Weite suchen, kann nie ganz ausgeschlossen werden, dass man diesen begegnet. Daher war man immer besonders achtsam.

Die 3.Etappe (Königetappe) war mit 62km an Herausforderung und Härte kaum zu überbieten. Zunächst musste der Dschungel über eine Distanz von etwa 30km durchquert werden. Noch innerhalb der Tempelanlage des 2.Camps ging es hinein in den Dschungel. Die Verpflegungspunkte hätten etwa alle 10km platziert werden sollen, jedoch nicht in diesem Jahr. Es hatte bis kurz vor dem Start (06:00h) in der Nacht stark geregnet, sodass im Dschungel der Untergrund total aufgeweicht war. Bereits der erste VP hatte sich nach 5km so im Morast festgefahren, dass bis zum 2.VP über 15km zurückzulegen waren. Das Laufen in hohem Gras und das Durchqueren knöchel- und knietiefer Schlamm- und Wasserlöcher stellte alle Beteiligten vor eine große Herausforderung.  Im Anschluss an den Dschungel galt es noch eine „staubige Landstraße“ mit 32km ohne viel Schatten zu laufen. Da man nie wußte, was im Gras lauert oder sich in den knietiefen Schlammlöchern befindet, hatte sich auch niemand länger als nötig im Dschungel aufgehalten. Das angenehmste war auf jeden Fall der Schatten. Die dann folgenden 32km waren brutal heiß und die Luftfeuchtigkeit ging kaum unter 75%. Man konnte sich nur mit kühlen Getränken und Crasheistüten auf dem Kopf einigermaßen abkühlen. In der Dunkelheit erreichte ich dann gegen 20h endlich das Ziel, fix und fertig aber zufrieden. Leider hatten sich auf der 3.Etappe fast alle Läufer durch die nassen Füße und anschließenden 32km Sandpiste teils gigantische und schmerzhafte Blasen an den Füßen gelaufen, so auch ich. Aber ab der 4.Etappe waren es ja nur noch 90km bis ins Finish.

…Also Kopf in die Hand und durch…Leider mussten bei der Langetappe wieder einige Läufer entkräftet aufgeben.

Bei der 4.Etappe ging es mit einer vergleichsweise kurzen Strecke von 29km in die Berge. Die Berge sind zwar nicht hoch, jedoch mussten etwa 400 Höhenmeter auf 2km…also Klettern…bewältigt werden. Der Veranstalter hatte uns bereits mit den spaßigen Worten vorgewarnt „Ihr habt für Leid und Qual viel Geld bezahlt und es soll sich ja auch lohnen“. Etwa die Hälfte der Strecke verlief wieder durch dichten Dschungel insbesondere bei der Kletterpassage mussten wir uns durch Dickicht und Wände von Grünzeug hindurcharbeiten. Auf dem letzten Teilstück durchliefen wir einen im Dschungel verborgenen Elefantentempel, es war einfach atemberaubend.

Zur Belohnung für bewältigten Strapazen lag das 5.Camp auf einer Anhöhe, direkt am Fluss und in unmittelbarer Nähe von Wasserfällen. Nach dem Zieleinlauf legte sich nahezu jeder Läufer zum „Cooldown“ in den Fluss. Geschlafen wurde im Freien unter Moskitonetzen und endlich lag die Nachttemperatur bei etwa 24°C und nicht bei 28°C.

Die 5.Etappe war mit 47km die zweitlängste und verlief etwa zur Hälfte durch den Dschungel, teils auf Straßen teils über Pfade. Auf dieser Passage wurden auch die meisten Schlangen, Skorpione und anderes Getier gesichtet. Die Etappe war mit wunderschönen Ausblicken in den nicht endenden Dschungel trotz der total kaputten Füße recht schön zu laufen / zu gehen (man konnte kaum noch laufen), also etwas für die Handykamera.

Damit war allerdings bei der letzten Dschungelpassage Schluss, da wir auf 800m Streckenlänge 200HM hochklettern mussten. Etwa 1km vor dem Ziel ging es nochmal durch ein tieferes Gewässer.

Die 6.Etappe verlief mit einer Streckenlänge von nur 17km ausschließlich flach und wir erreichten nach 7km die gigantischen Tempelanlagen, alle über 1.000 Jahre alt. Nun waren wir wieder in der Zivilisation angekommen und arbeiteten uns km für km durch die Touristen nach Angkor Wat vor. Da wir eine Kleiderordnung mit langen ¾-Hosen und T-Shirts einzuhalten hatten wurde es wiedermal unerbittlich warm.

„Global Limits ist der Einzige Veranstalter der in der Tempelanlage eine Finishline haben darf“

Nach 48:05:45h war es endlich geschafft, ich war im Finish !!!

Bei der großen Finisherparty wurden die Flüssigkeitsdepots mit Bier und Wein wieder aufgefüllt, denn Wasser hatten wir genug gesoffen.

Jeder erhielt seine Trophäe, ich selbst erhielt mit 2 anderen Läufern für 3 gefinishte Rennen in 3 verschiedenen Ländern eine Sondertrophäe

Es war ein tolles Abenteuer, bei welchem man auf Grund der klimatischen und äußeren Bedingungen sich jedoch gut überlegen sollte, ob man das möchte.

Wenn man sich diesem Abenteuer stellt, ist es eine echte Erfahrung.

Ingo Siebert, im Dezember 2023

Noch Fragen? Wir helfen gerne weiter

Wende dich an unsere Ansprechpartner.