Direkt zum Inhalt
Sprung

Taekwon-Do

Man sagt den aktiven Sportlerinnen und Sportlern im Kampfsport gerne eine gewisse Willensstärke nach. Genau diese ist es, die man mit einem Stück Holz hin und wieder auf die Probe stellt.

von Ramin Soufiani

Zum Anlass von Gürtelprüfungen oder Demonstrationen werden Holzbretter verschiedener Stärke für sogenannte Bruchtests genutzt. Was bedeutet das für die Aktiven? Der Prüfling steht vor der Aufgabe, das Holzbrett mit einer vorher festgelegten Hand- oder Kick-Technik zu ‚zerschlagen‘. Wichtig dabei ist, dass die Technik sauber ausgeführt und mit dem richtigen Teil der Hand/des Fußes getroffen wird. Auf diesen Punkt wird bei einer Prüfung größten Wert gelegt, denn ein Stück Holz ‚irgendwie kaputt zu kriegen hat nichts mit Kampfkunst zu tun. Es geht darum, eine erlernte Bewegung trotz des offensichtlichen Widerstands eines Bretts, sauber, kontrolliert und mit ausreichend Kraft punktgenau ins Ziel zu bringen.

Gelingt es einem nicht, das Brett zu zerschlagen, ist der Kontakt mit dem Holz vergleichsweise schmerzhaft, da ein Großteil der Energie durch den fehlenden Bruch nicht entweichen kann. Zum Verständnis: ein übliches Brett für Erwachsene kann einer Kraft zwischen 800–1.000 Newton standhalten bevor es bricht – das entspricht etwa einem Gewicht von 80–100kg. Der Schlüssel zum Erfolg dabei ist, die Bewegung so auszuführen, als wenn das Brett nicht da ist. Andernfalls werden die meisten Menschen instinktiv nicht mit voller Kraft gegen einen festen Gegenstand schlagen oder kicken.

In diesem Kontext bedient man sich meist eines Gedankentricks, um den eigenen Schutzinstinkt zu überlisten. Man muss versuchen ein Ziel hinter dem offensichtlichen Ziel (dem Brett) zu suchen und dieses anvisieren. Führt man die Technik ohne zu zögern auf das Ziel hinter dem Ziel aus, wird das vermeintliche Hindernis im Regelfall ‚spielend‘ überwunden. Die Energie kann entweichen und die Hand/der Fuß schmerzen kaum.

Was erkennt der Zuschauer?

Die gerade beim Taekwon-Do vergleichsweise anspruchsvollen Kick-Techniken – im Sprung, aus der Drehung, auf oder über Kopfhöhe aus-geführt – sind nicht nur schön anzusehen. Der Bruchtest verdeutlicht, dass die Bewegung auf den Punkt sitzt, kein Zufallsprodukt einer geschwungenen Bewegung ist und im Ziel mit aus-reichend Kraft ankommt. Überspitzt formuliert wäre es ansonsten doch nur eine schön anzusehende Tanzbewegung von einer Person im weißen Anzug mit Gürtel.

Der Unterrichtsalltag.

Selbstverständlich werden im Trainingsalltag keine Bretter genutzt. Zieltraining wird traditionell auf Schlagpratzen ausgeführt. Seit einigen Jahren jedoch gibt es ‚Mehrweg‘ Bretter aus Kunststoff, die über eine Schiene mittig zwei Brett-hälften ineinander verkantet. Diese geben an der eingebrachten Sollbruchstelle bei definierter Kraft nach. Erstaunlicherweise bereitet es Kindern wie Erwachsenen sehr viel Freude, wenn ihr Können auf diesen wieder verwertbaren Brettern getestet wird. Denn kurz nach Ausführung eines gelungenen Bruchtests, wird der Prüfling für einen kurzen Moment zum Zuschauer seiner eigenen Leistung und freut sich über die Tatsache, dass man die Hürde mental und physisch genommen hat.

Noch Fragen? Wir helfen gerne weiter

Wende dich an unsere Ansprechpartner.